Aktuelle Nachricht

Krise der Menschenrechte - ein günstiger Zeitpunkt für Veränderung

Es herrscht eine Krise bei der Vermittlung von Menschenrechten, und auch wenn es darum geht, Menschen davon zu überzeugen, dass Menschenrechte wichtig sind. Dies ist genereller Konsens in an Menschenrechten interessierten Kreisen. Zugleich sei gerade nun ein günstiger Zeitpunkt für Veränderung, erklärte der Direktor der FRA, Michael O’Flaherty, anlässlich der Eröffnung eines Seminars führender Expertinnen und Experten für Fragen der Kommunikation der Menschenrechte.

Wenn wir diese Gelegenheit beim Schopf packen wollen, müssen wir unsere Botschaften so formulieren, dass sie für die Allgemeinheit leichter verständlich sind. Wir müssen mit den Menschen sprechen, und auch über ihre Bedürfnisse im Bereich der Menschenrechte. Hierzu sollten wir aus dem lernen, was wir bereits wissen, und uns dabei am Vorbild anderer bewährter und wirksamer Kommunikationsformen orientieren. So ist es effektiv, menschliche Geschichten zu erzählen und Inhalte in Bildern zu zeigen. Wir sollten uns aber auch weiter für die digitale Revolution öffnen, damit wir besser verstehen, wie die Menschen von heute miteinander in Kontakt kommen. Und wir müssen bei dieser Kontaktarbeit Verbündete suchen, anstatt diese einfach nur für die Verbreitung unserer Botschaften zu instrumentalisieren.

Wie sich die Grundrechte erfolgreich kommunizieren lassen, stellte das Seminar anhand von praktischen Beispielen vor; zudem wurden umfassend verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie man wirksamer kommunizieren kann. Zu den vorgetragenen Ideen gehörten etwa das Kontaktieren neuer Botschafterinnen und Botschafter für Menschenrechte - Vlogger, Jugendgruppen usw. - , in der Erkenntnis, dass unsere Institutionen für die Verbreitung der Botschaft mitunter nicht besonders gut geeignet sind. Es wurde aber auch gefordert, eine größere Anhängerschaft für Menschenrechte zu gewinnen, anstatt sich auf Triebkräfte wie Entscheidungstragende zu konzentrieren, die den Wandel vorantreiben. Dies setzt voraus, dass über die Botschaften nachgedacht und ausgetestet wird, welche von ihnen besser ankommen. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass eine Botschaft von jedem Menschen anders aufgenommen wird, denn unterschiedliche Botschaften können bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Gefühle auslösen.

Die Teilnehmenden begrüßten die Gelegenheit, mit Gleichgesinnten zusammenzutreffen, die vor denselben Fragen stehen, sich mit ihnen auszutauschen und voneinander zu lernen.

Viele Teilnehmenden bekundeten ihr Interesse daran, auf diesem Seminar aufzubauen und eine Gemeinschaft von Fachleuten für einen weiteren Erfahrungsaustausch zu gründen. Sie begrüßten aber auch die Idee, eine Checkliste für das Kommunizieren von Menschenrechten zu verfassen, um noch wirksamer kommunizieren zu können.

Die Veranstaltung fand am 23. und 24. Januar in Wien statt. Dabei kamen führende europäische Menschenrechtsvermittlerinnen und -vermittler zusammen, um darüber zu diskutieren, wie Menschenrechtsbotschaften am besten vorangebracht und kommuniziert werden können.

Das Seminar wurde von der FRA mit Unterstützung des Europäischen Netzwerks der Gleichbehandlungsstellen (EQUINET), des Europäischen Netzwerks der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen (ENNHRI), des Europarats und des Amtes des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte ausgerichtet.

Die Veranstaltung knüpfte an Empfehlungen früherer Expertentreffen zu den Themen sinnvolle Kommunikation der Menschenrechte, gemeinsamer Raum von Religion und Menschenrechten und Menschenrechte und Kunst an, die die FRA organisiert hatte.