80 % der Roma leben in Armut

„Warum sind Roma in ganz Europa nach wie vor stark von Entbehrung, Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen?“, fragt Michael O’Flaherty, der Direktor der FRA. „Die Ergebnisse zeigen, wie Rechtsvorschriften und Strategien der EU und der Mitgliedstaaten immer noch nicht den Grundrechten gerecht werden, die die Lebensumstände der Roma nachhaltig prägen. Die politisch Verantwortlichen auf nationaler Ebene sollten die Erkenntnisse zum Anlass nehmen, ihre eigenen Daten zu erheben und ihre Ressourcen und Anstrengungen zur Überwindung der untragbaren Not der Roma einzusetzen. Die FRA ist bereit, die Länder bei der Erhebung dieser Daten zu unterstützen.“

Der Bericht „Roma in 10 europäischen Ländern“ verdeutlicht, dass seit der letzten Erhebung aus dem Jahr 2016 zwar geringfügige Verbesserungen festgestellt, insgesamt jedoch kaum Fortschritte erzielt wurden:

• 80 % der befragten Roma sind nach wie vor armutsgefährdet; der EU-Durchschnitt liegt bei 17 % (keine Änderung). 22 % der Roma leben in Haushalten ohne fließendes Wasser und 33 % haben keine Innentoilette. Insgesamt ging die Zahl der Roma, die in Elendsquartieren leben, jedoch von 61 % auf 52 % zurück.
• 29 % der Roma-Kinder leben in einem Haushalt, in dem jemand im Vormonat mindestens einmal hungrig zu Bett ging.
• 44 % der Roma-Kinder werden frühkindlich betreut (keine wesentliche Änderung gegenüber 2016). Dahingegen nehmen oft mehr als doppelt so viele Kinder aus der allgemeinen Bevölkerung desselben Landes an frühkindlicher Betreuung teil.
• 43 % der befragten Roma sind erwerbstätig, verglichen mit einer durchschnittlichen Beschäftigungsquote von 72 % im EU-Durchschnitt im Jahr 2020.
• 25 % der Roma sind der Ansicht, dass sie im Laufe der letzten fünf Jahre in alltäglichen Situationen – etwa bei der Arbeitssuche, bei der Arbeit und in den Bereichen Wohnen, Gesundheit und Bildung – diskriminiert wurden.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse auch einen deutlichen Unterschied bei der Lebenserwartung zwischen Roma und der allgemeinen Bevölkerung: Roma-Männer und -Frauen sterben neun bzw. elf Jahre früher als die allgemeine Bevölkerung in den Erhebungsländern.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Länder trotz nationaler Bemühungen immer noch hinter den Zielen des Zehnjahresplans zur Unterstützung der Roma, des strategischen Rahmens der EU zur Gleichstellung, Integration und Teilhabe der Roma, zurückbleiben.

Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Bewertung der Wirksamkeit des Zehnjahresplans. Sie verdeutlichen, dass die Länder solche Daten regelmäßig selbst erheben müssen, um eine Bestandsaufnahme ihrer aktuellen Fortschritte zu ermöglichen.

Die Erkenntnisse sollen den Ländern helfen, gezieltere Maßnahmen im Rahmen ihrer nationalen Roma-Strategien zu entwickeln und einzuschätzen, vor allem in Bezug auf die Bekämpfung von Armut und Diskriminierung und die Förderung von Bildung, Beschäftigung, Gesundheit und Wohnverhältnissen. Zu den möglichen Maßnahmen zur Beseitigung der Armut gehören zum Beispiel gezielte allgemeine und berufliche Bildungsangebote für Roma-Jugendliche und Roma-Frauen, bessere Beschäftigungsmöglichkeiten und eine bessere soziale Sicherung.

Grundlage für den Bericht ist eine Erhebung, bei der fast 8 500 persönliche Gespräche in 10 europäischen Ländern geführt wurden, um Erkenntnisse über die Lage der Roma zu gewinnen. Erhoben wurden Daten zu Diskriminierung, Viktimisierung, Einkommen und Lebensbedingungen von über 20 000 Menschen in Roma-Haushalten.

Die früheren Roma-Befragungen der FRA wurden 2008, 2011 und 2016 veröffentlicht. Zudem befragte die Agentur im Jahr 2019 Roma und Fahrende (Traveller).

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